GEWALT GEGEN FRAUEN - Verein erinnert zum internationalen Aktionstag an Opfer in der Stadt
Offenbach – Der Verein Frauen helfen Frauen erinnerte am 25. November, dem offiziellen Tag gegen Gewalt an Frauen, mit Bürgern an die Frauen, die 2023 in Offenbach von häuslicher Gewalt waren und Opfer von Femiziden wurden – darunter die Frau, die am 11. Mai diesen Jahres brutal getötet wurde. Ohne Vorwarnung schlug Thorsten Z. seine ein Jahr ältere Lebensgefährtin elfmal mit einem Baseballschläger auf den Kopf. Der 53-Jährige ist mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die offizielle Zahl von Frauen in Offenbach, die 2023 von häuslicher Gewalt betroffen waren, liegt bei 207, entsprechend wurden am Montag 207 Kerzen für sie aufgestellt. „Zudem ist von einer vielfach höheren Dunkelziffer auszugehen, die für Offenbach auf 1 720 Frauen jährlich geschätzt wird“, teilt der Verein mit. Zwei große Kerzen erinnerten speziell an die zwei Femizide in Offenbach: Neben dem geschilderten Fall an eine 54-Jährige, die am 8. Mai 2023 von ihrem 26-jährigen Sohn erstochen wurde.
Diese unbegreiflichen Taten machen die Mitarbeiterinnen von Frauen helfen Frauen betroffen und traurig: „Auch wenn wir tagtäglich in unserer Arbeit mit geschlechtsspezifischer patriarchaler Gewalt gegen Frauen, grausamen Taten, bedrohlichen Tätern und schlimmen Gewaltfolgen zu tun haben, machen uns Femizide fassungslos“, sagen sie. Selten werde ein Femizid als solcher benannt, was es auch schwierig mache, exakte Fallzahlen zu finden. „Es wird immer noch von Einzelfällen, Beziehungsdramen oder gar von Mord aus Liebe gesprochen. Solche Einordnungen legitimieren und verharmlosen diese Taten. Der Mord einer Frau aufgrund ihres Frauseins durch den Partner, Expartner, Vater, Bruder, Cousin ist aber kein Verbrechen aus Leidenschaft, ist kein Ehe- oder Familiendrama, und vor allem keine Liebe! Es ist ein Femizid – ein Mord aufgrund des Geschlechts. Etwas, was in unserer patriarchalen und von Frauenhass durchzogenen Gesellschaft und deren allgegenwärtigem Sexismus strukturell fest verankert ist“, erklärt eine Mitarbeiterin des Frauen- und Kinderhauses.
In Gesprächen mit den Passanten während der Gedenkveranstaltung konnte über Femizide und die Notwendigkeit des gesetzlich verankerten Rechts auf Schutz vor häuslicher Gewalt informiert werden, freut sich der Verein. Und er schreibt: „Seit die Regierungskoalition ihre Arbeit aufgenommen hat, wurden keine nennenswerten Fortschritte im Bereich Gewaltschutz erzielt, obwohl dieses im Koalitionsvertrag versprochen wurde. Auch nach dem Aus der Ampelregierung muss der Schutz von Frauen, Kindern und queeren Personen vor patriarchaler Gewalt an oberster Stelle stehen.“ Ein gutes Gewalthilfegesetz würde für sie bedeuten, dass alle von Gewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder wirksam geschützt werden, dass eine volle Finanzierung von Frauenhausplätzen, von Schutz und Unterstützung vorgesehen wird, dass die Regierung dafür ausreichende Finanzmittel des Bundes zur Verfügung stellt.
Das beinhaltet letztlich ein (neues) Frauenhaus von entsprechender Größe. Erst in diesem Sommer hat die SPD-Landtagsabgeordneten Nadine Gersberg nach eigenen Worten dafür gesorgt, dass eine Million Euro für ein neues Frauenhaus in den hessischen Nachtragshaushalt eingestellt wurden. Voraussetzung für die Landesförderung sei das klare Bekenntnis der Stadt, die restlichen Investitionskosten zu tragen. Die Voraussetzung sind gegeben, da die Gemeinnützige Baugesellschaft (GBO) entsprechende Mittel in ihrem Wirtschaftsplan vorgesehen habe.
Kopie des Zeitungsartikels der Offenbach Post vom 27. November 2024