Ein Frauenhaus ist immer auch eine Schutzeinrichtung für Kinder und Jugendliche. In unserem Haus leben wie in fast allen Frauenhäusern mehr Kinder als Frauen – daher nennt sich unser Haus auch Frauen- und Kinderhaus. Aufnahme finden bei uns Kinder und Jugendliche egal welchen Geschlechts bis 17 Jahren.
Alle Kinder und Jugendlichen, die mit ihren Müttern im Frauen- und Kinderhaus Schutz finden, sind immer auch selbst Opfer häuslicher Gewalt.
- Sie wurden entweder selbst körperlich und / oder psychisch misshandelt oder vernachlässigt
- Sie mussten die Gewalthandlungen gegen ihre Mutter mit ansehen oder hören
- Sie haben unter der gewaltgeprägten Situation gelitten
- Sie haben einen gewalttätigen Vater erlebt
- Sie flüchten meist plötzlich und wenig vorbereitet, ohne Abschied von ihnen nahen befreundeten Personen oder Familienangehörigen nehmen zu können
- Der Umzug ins Frauen- und Kinderhaus stellt für die Mädchen und Jungen einen großen Einschnitt in ihr Leben dar – negativ als Trennung von alt Bekanntem, positiv als ein neues Leben frei von Gewalt.
Es findet ein enormer Einschnitt zum bisherigen Leben statt, was in der psychischen und physischen Entwicklung nicht ohne Folgen bleibt.
Genau hier setzt unsere pädagogische Arbeit mit den Mädchen und Jungen an:
- Jedes Kind / Jugendliche erhält eine eigene Bezugsbetreuerin, die seine / ihre individuellen Bedürfnisse aufgreift
- Es findet individuelle Konfliktbewältigung und Kriseninterventions statt (gewaltfreie Konfliktlösungmöglichkeiten)
- Einzelgespräche- /angebote
- Pädagogische Gruppenarbeit sowie das Aufgreifen und Bearbeiten gruppendynamischer Prozesse
- Regelmäßige Spielangebote in eigenen Räumlichkeiten
- Geschlechtsspezifische Arbeit
- Arbeiten mit Kindern und ihren Müttern
- Unterstützung, die eigenen Grenzen, Ängste und Bedürfnisse wahrzunehmen und diesen einen Ausdruck zu geben
- Begleitung der Kinder und Jugendlichen beim Kindergarten- oder Schulwechsel und beim Aufbau eines neuen sozialen Umfeldes
- Unterstützung und Begleitung im familienrechtlichen Verfahren und bei der Aufarbeitung der erlebten Gewalt
Kinder und Jugendliche erleben im Frauen- und Kinderhaus oft zum ersten Mal einen angstfreien Raum und ein gleichberechtigtes Zusammenleben.
Durch Gespräche mit den anderen Kindern und Jugendlichen nehmen sie häufig zum ersten Mal wahr, dass andere in gleicher oder ähnlicher Weise von Gewalt betroffen sind. Dies trägt dazu bei, dass sie Scham, Schuldgefühle und Verantwortungsübernahme für die erlebte Gewalt abbauen können.
Unser Ziel ist, die Kinder und Jugendlichen zu stabilisieren, sie bei der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen und das Ankommen in der neuen Umgebung unter Berücksichtigung ihrer individuellen Situation zu erleichtern.